TYPO3 für Hochschulen - Teil 2

Bedarfsbündelung und Studiengang Informationen

In der zunehmend digitalen Hochschulwelt ist es entscheidend, dass Informationen effizient und ansprechend präsentiert werden – vor allem, wenn es um die Darstellung von Studiengängen geht. TYPO3, als eines der führenden Content-Management-Systeme, bietet Hochschulen eine leistungsstarke Lösung, um Studieninformationen zielgruppengerecht aufzubereiten und leicht zugänglich zu machen.

Im ersten Teil unserer Serie „TYPO3 für Hochschulen“ haben wir die grundlegenden Vorteile und Einsatzmöglichkeiten von TYPO3 für den Hochschulbereich vorgestellt. Der Fokus lag dabei auf den allgemeinen Anforderungen und der Flexibilität, die TYPO3 bietet, um komplexe Websites für Studierende, Lehrende und Verwaltungsmitarbeiter zu gestalten.

In diesem zweiten Teil geht es nun spezifisch um die Integration und Strukturierung von Studienganginformationen. Wir zeigen, wie TYPO3 es ermöglicht, Studiengänge übersichtlich darzustellen und dynamisch anzupassen, um Interessenten eine optimale Orientierung und wertvolle Informationen über das Studienangebot zu bieten.

Am Anfang war die Idee der Bedarfsbündelung

Im Hochschulsektor setzen Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen immer häufiger auf Open-Source-Software, um zentrale Aufgaben in Verwaltung, Lehre und Forschung zu unterstützen. Die Anwendungen reichen dabei von Lernmanagementsystemen und Forschungsdatenbanken bis hin zu Verwaltungssystemen für Studierenden- und Mitarbeiterdaten. Besonders im Bereich der Hochschulpräsentation gewinnt Open-Source zunehmend an Bedeutung, da viele Hochschulen ihre Webauftritte mithilfe freier Software wie TYPO3 als Content-Management-System gestalten.

Obwohl Hochschulen oft in verschiedenen Gremien, Vereinigungen und Interessengruppen aktiv sind und hochschulübergreifend an gemeinsamen Projekten und Forschungsthemen arbeiten, ist es überraschend, dass gerade im Bereich der Website-Entwicklung bisher kaum Allianzen entstanden sind. Dabei könnten die oft fast identischen Anforderungen gemeinsam entwickelt und als Open-Source-Lösungen bereitgestellt werden.

Durch Bedarfsbündelung können Hochschulen:

  • Gemeinsame Funktionen entwickeln, die auf die spezifischen Anforderungen der Hochschulen und Bildungseinrichtungen zugeschnitten sind, z. B. Module für Prüfungsmanagement, Forschungsdatenverwaltung oder automatische Übersetzung mit DeepL.
  • Sicherheits- und Datenschutzstandards verbessern, die den gesetzlichen Anforderungen im Bildungssektor (wie der DSGVO in Europa) entsprechen und die Privatsphäre von Studierenden und Mitarbeitenden schützen.
  • Kosten für Lizenzgebühren einsparen, die bei proprietären Softwarelösungen oft hoch sind, was besonders im Bildungssektor wichtig ist, wo Budgets meist begrenzt sind.

So ist Bedarfsbündelung in der Open-Source-Entwicklung ein effizientes Mittel, um die Bedürfnisse und Ressourcen verschiedener Hochschulen zu bündeln und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die skalierbar, kosteneffizient und für alle Bildungseinrichtungen nutzbar sind.

Beginn der Bedarfsbündelung bei Hochschulen: DeepL Translate Glossar & Labels

Die Darstellung von internationalen Inhalten auf Hochschulwebsites hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Ein anschauliches Beispiel dafür ist die Entwicklung und Bereitstellung einer automatischen Übersetzungsfunktion mithilfe von DeepL Translate für TYPO3, die seit März 2020 von der TYPO3 Agentur web-vision entwickelt und als Open-Source veröffentlicht wurde. Diese Funktion erfüllt den wesentlichen Bedarf von Hochschulen, die auf eine mehrsprachige Website setzen, um internationale Studierende und Forschende anzusprechen.

Während also bereits im Jahr 2020 eine KI-unterstützte Übersetzung mit DeepL und DeepL Translate für TYPO3 möglich war, zeigte sich jedoch bald, dass gerade Hochschulen weitere Bedürfnisse an Übersetzungsfunktionen für TYPO3 haben. 

Zusätzlich zur automatischen Übersetzung wuchs der konkrete Bedarf, spezifische Fachbegriffe in einem zentral gepflegten Glossar zu verwalten. Ein solches Glossar gewährleistet, dass zentrale Begriffe stets einheitlich und fachlich korrekt dargestellt werden, ohne dass die Übersetzungsqualität durch ungenaue oder widersprüchliche Formulierungen leidet. Die Hochschulen Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg, die Hochschule für Musik Würzburg und die Universität Osnabrück haben hierzu gemeinsame Anforderungen formuliert und bündeln ihre Bedarfe, um diese im Rahmen einer Weiterentwicklung durch web-vision gemeinsam voranzutreiben.

Ein weiterer Schritt in der Bedarfsbündelung bestand in der Entwicklung einer Funktion, die KI-übersetzte Inhalte mit einem Label wie „Automatisch übersetzt“ kennzeichnet. Dies bietet den Nutzern Transparenz über die Herkunft der Texte, schafft Vertrauen und bietet die Möglichkeit auf mögliche Fehler der automatischen Übersetzung hinzuweisen. Dieser Ansatz wurde von weiteren Partnern wie der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) und der FH Aachen unterstützt.

DeepL Translate - Feature Sponsoren

Die erste TYPO3 Extension für Studiengang-Informationen: Academic Studies

Mit der „Academic Studies“-Extension wurde die erste speziell für Hochschulen entwickelte Lösung zur strukturierten Darstellung von Studienganginformationen geschaffen. Diese Erweiterung entstand aus der dringenden Notwendigkeit, einheitliche und flexible Möglichkeiten zur Darstellung von Studieninhalten zu bieten. Initiiert wurde das Projekt im Rahmen des Website-Relaunchs für die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) durch den FGTCLB Agenturverbund, der im Februar 2023 den Entwicklungsprozess startete. Da bereits am Hochschulinformationstag nur vier Monate später eine erste Alpha-Version der Website gezeigt werden sollte, war eine schnelle Umsetzung essenziell.

In intensiven Gesprächen und Analysen mit insgesamt fünf Hochschulen – darunter die Leuphana Universität Lüneburg, die Hochschule für Technik Stuttgart, die Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg und die HNEE – wurde deutlich, dass die bisherige Verwaltung von Studieninformationen häufig individuell und datensatzbasiert erfolgte. Es gab keine einheitliche TYPO3-Extension für diesen Bedarf, und jede Hochschule verfolgte eigenständige Ansätze (Not-Invented-Here-Syndrom). Ziel der Academic Studies-Extension war es daher, eine einheitliche, flexible und möglichst core-nahe TYPO3-Lösung zu entwickeln, die eine zentrale Erfassung von globalen Informationen wie Bewerbungsfristen und Studienkosten ermöglicht und gleichzeitig unterschiedliche Inhalte für Studieninteressierte und Studierende bereitstellt.

Funktionsweise der Academic Studies für TYPO3

Die Extension basiert auf einem eigenen Seitentyp in TYPO3, der speziell für Studieninformationen konzipiert ist. Die Grundidee ist, strukturierte Informationen mithilfe von System-Kategorien in den Seiteneigenschaften zu pflegen. 

Dies umfasst zentrale Kategorien wie Abschlussart, Studienform, Lehrsprache, Regelstudienzeit, Studienbeginn, Bewerbungszeitraum und Zulassungsbeschränkungen. Freie Informationen wie Zugangsvoraussetzungen, Berufsbilder und Kosten ergänzen diese strukturierten Daten. 

Durch die Verwendung von typisierbaren Systemkategorien wird die Abfrage und Weiterentwicklung vereinfacht – ein Ansatz, der bereits in anderen Projekten wie dem Bistum Limburg Anwendung findet. 

Vorteile für TYPO3 Redakteure in der Hochschule

Für die Redakteure bringt die Academic Studies-Extension für TYPO3 einige entscheidende Vorteile:

  • Kein zusätzlicher Schulungsaufwand: Da TYPO3-Seiten sind den Redakteuren bereits vertraut, was eine intuitive Handhabung, Anlage und Verwaltung von Studiengang-Informationen ermöglicht.
  • Core-nahe Entwicklung: Die Extension ist eng an TYPO3 angelehnt und integriert sich nahtlos in das bestehende System. Upgrades für neue TYPO3 Versionen sind damit ohne größere Nacharbeiten möglich.
  • Strukturierte Informationen im Seitenmodul sichtbar: Die wesentlichsten Studieninformationen werden direkt in den Seiteneigenschaften gepflegt und sind im Seitenmodul oberhalb des Inhalts sichtbar.
  • Zentrale Verwaltung globaler Informationen: Wichtige Daten, wie z. B. Bewerbungsfristen, können zentral verwaltet und aktualisiert werden. Alle verknüpften Studiengang-Informationen werden damit zentral aktualisiert.
  • Arbeiten im TYPO3-Seitenbaum: Studiengänge lassen sich nach Abschlussarten (Bachelor, Master) oder Studienformen (Vollzeit, dual) im Seitenbaum anlegen und organisieren.
     

Vorteile für Besucher der Hochschul-Website

Auch für die Nutzer der Hochschul-Website bietet die Academic Studies-Extension zahlreiche Vorteile:

  • Individuelle Landingpages: Informationen können nach Abschluss und Studienform individuell präsentiert werden.
  • Positives Filtererlebnis: Besucher sehen nur relevante Studiengänge und Informationen, die ihren Interessen entsprechen. Die Filterung nach strukturierten Informationen stellt sicher, dass User nur positive Ergebnisse erhalten. Unsinnige Filterkombinationen sind damit nicht mehr möglich.
  • Relevante Inhalte: Unterschiedliche Informationen werden zielgerichtet für Studieninteressierte und Studierende angeboten.
  • Optimierte SEO-Relevanz: Durch die strukturierte Darstellung und zielgruppenspezifische Inhalte werden die Seiten besser von Suchmaschinen indexiert.
  • Wesentliche Informationen auf einen Blick: Strukturierte Datenkönnen auf der Website ansprechend durch Icons dargestellt werden. User sehen damit die Kerninformationen für das Studium auf Blick.

Insgesamt bietet die „Academic Studies“-Extension den Hochschulen ein mächtiges Werkzeug zur Organisation und Präsentation ihrer Studiengänge, das die Flexibilität und Funktionalität von TYPO3 optimal nutzt und dabei den wachsenden Anforderungen im Hochschulbereich gerecht wird.

Die TYPO3 Extension „Academic Studies“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des FGTCLB Agenturverbund und ist Stand 10/2024  als kostenfreie Open-Source-Software für TYPO3 Version 11 LTS verfügbar. Im Rahmen der Weiterentwicklung der Extension werden künftig Versionen für TYPO3 v13 und v12 LTS erscheinen. 

Sollten Sie Interesse an einer Teilnahme an der Bedarfsbündelung für Studium-Informationen für TYPO3 haben, eine Demonstration erhalten, oder möchten die Entwicklung unterstützen, kontaktieren Sie uns gerne

Video: Bedarfsbündelung für Hochschul-Websites & DeepL Translate

TYPO3 University Days 2024

Anlässlich der TYPO3 University Days 2024 hielt Boris Hinzer, Geschäftsführer der web-vision GmbH, einen Vortrag zum Thema „Bedarfsbündelung für Hochschul-Websites & DeepL Translate“. In dem auf YouTube abrufbaren Video wird die Grundidee der Bedarfsbündelung erklärt, die daraus entstandenen TYPO3 Academic Extensions vorgestellt und gezeigt, wie die Weiterentwicklung der DeepL-Translate-Extension für TYPO3 vorangeschritten ist.