380 Websites für Bistum Limburg mit TYPO3
Die Ausgangslage: TYPO3 mit Vendor Lock-In
Im September 2022 wandte sich das Beratungsunternehmen Consileon an web-vision, um eine erste Analyse der TYPO3-Instanz des Bistums Limburg durchzuführen. Ziel war es, die bestehende TYPO3 v8 LTS-Installation auf ihren Zustand zu prüfen und zu entscheiden, ob ein Upgrade oder ein vollständiger Relaunch die sinnvollere Lösung wäre.
Bei der Analyse wurde schnell deutlich, dass das System stark modifiziert und in wesentlichen Teilen am TYPO3-Kern vorbei entwickelt worden war. Ein markantes Beispiel: Die TYPO3-Instanz beherbergte rund 350 individuelle Web-Auftritte – von kirchlichen Institutionen und Gemeinden bis hin zu Kindertagesstätten. Anstatt die Multi-Site-Funktion mit unterschiedlichen Root-Pages im TYPO3-Pagetree zu nutzen, waren alle Inhalte in einem gigantischen Speicherordner untergebracht, der etwa 45.000 Artikel umfasste.
Hinzu kamen erhebliche technische Herausforderungen: Die Instanz lief vollständig ohne Caching, und ein eigens entwickeltes Redaktionssystem, das den grundlegenden Prinzipien von TYPO3 widersprach, war in das Content-Management-System integriert worden.
Schnell wurde klar, dass die bisherige Lösung einem Vendor-Lock-In entsprach, der dazu führte, dass weder die öffentlich verfügbare TYPO3-Dokumentation genutzt werden konnte noch die Instanz in ihrer Grundfunktionalität mit TYPO3 vergleichbar war. Abgesehen von der Login-Oberfläche und der äußeren Hülle hatte das System nur noch wenig mit TYPO3 gemeinsam.
Selektive Content-Migration und 500 Redakteur*innen
Eine Besondere Herausforderungen
Nach einer umfassenden Bedarfsanalyse entschied sich das Bistum Limburg, in Zusammenarbeit mit Consileon für die Design- und Projektkoordination und web-vision als TYPO3-Agentur, für einen vollständigen Relaunch der inzwischen auf 380 Websites angewachsenen Plattform.
Eine der größten Herausforderungen war die Content-Migration aus dem alten System. Ziel war es, den rund 500 Redakteur*innen zu ermöglichen, bis zur Umstellung ihres jeweiligen Webauftritts weiterhin uneingeschränkt auf der alten TYPO3 8'er-Instanz zu arbeiten. Um dies zu gewährleisten, entwickelte web-vision ein innovatives Migrationsverfahren, das in der Lage war, die Inhalte der Multisite selektiv zu identifizieren und gezielt zu migrieren. Die eigentliche Migration wurde dabei vollständig in den Deployment Prozess integriert, sodass sie ohne Downtime sowohl für die Redakteurinnen als auch für die Nutzer*innen der Websites erfolgen konnte.
Dieses Verfahren stellte sicher, dass das neue TYPO3-System den Redakteur*innen nach ihrer Schulung “schlüsselfertig” zur Verfügung stand – ausgestattet mit den korrekten Rechten, bereits migrierten Inhalten und optimierten Funktionen.
Ein flexibles Rollen- und Rechtesystem wurde eingeführt, um Redakteur*innen genau die Zugriffsrechte zu geben, die sie für ihre Arbeit benötigen. So können Berechtigungen gezielt für einzelne Benutzer oder Gruppen festgelegt werden. In der Multisite-Umgebung von TYPO3 erhalten die Redakteur*innen nur die Bearbeitungsfunktionen, die für sie relevant sind, ohne mit unnötigen Optionen überfordert zu werden. Zusätzlich wurde für das Bistum Limburg die Content-Notes-Erweiterung für TYPO3 entwickelt, mit der Redakteur*innen direkt auf den Inhaltsseiten hilfreiche Anweisungen erhalten können.
Open-Source Kooperation für Site-Wizard
Um das Bistum Limburg in die Lage zu versetzen, jederzeit und ohne Programmieraufwand neue Multi-Sites zu erstellen, wurde im Sinne von Open-Source eine Kooperation mit der Agentur Sudhaus7 eingegangen. Der von Sudhaus7 entwickelte Site-Wizard ermöglicht es, vorbereitete Vorlagenseiten für neue Multi-Sites zu kopieren und anschließend mit individuellen Inhalten zu füllen.
Im Rahmen des Projekts wurde die TYPO3-Erweiterung gemeinschaftlich weiterentwickelt, um zusätzliche Funktionen zu integrieren. Dazu gehören die automatische Kopierfunktion für Rollen und Rechte, die Übernahme von Dateifreigaben sowie flexible Anpassungsoptionen wie die Auswahl individueller Logos und Farbkombinationen. Diese Verbesserungen gewährleisten, dass neue Multi-Sites schnell, unkompliziert und vollständig personalisierbar erstellt werden können.
Einfache Adress- und Kontaktverwaltung für 4.500 Beschäftigte und Institutionen
Im Bistum Limburg sind rund 4.500 Personen tätig, darunter sowohl Ehrenamtliche als auch Vollzeit-Mitarbeitende in verschiedenen Rollen. Um diese Personen innerhalb der einzelnen Multi-Sites anzuzeigen und effizient zu verwalten, wurde ein spezielles TYPO3-Backend-Modul entwickelt.
Dieses Modul bietet eine leistungsstarke Such- und Filterfunktion, mit der Nutzer*innen gezielt nach Namen, Institution, Rolle, Ort, E-Mail-Adresse oder dem zugehörigen Webauftritt suchen können. Dadurch können Kontaktdaten und Ansprechpartner im Bistum Limburg schnell und einfach erstellt, bearbeitet und verwaltet werden.
Kufer-Integration und erweiterte Suche für den Veranstaltungskalender
Das Bistum Limburg organisiert jährlich zahlreiche Veranstaltungen, Kurse und Reihen für diverse Zielgruppen und Themenbereiche. Dazu zählen Angebote für Paare und Familien, Gesundheits-, Bewegungs- und Beratungsprogramme, kreative Workshops, Qualifizierungsmaßnahmen sowie Lesungen und Austauschprogramme. Diese Vielfalt sollte benutzerfreundlich und nahtlos in die Websites des Bistums integriert werden, sodass Besucher*innen Veranstaltungen bequem nach Datum, Ort oder Thema finden und filtern können.
Zur Erstellung und Verwaltung der Veranstaltungen setzt das Bistum auf die Software Kufer. Im Rahmen der TYPO3-Entwicklung wurde eine spezielle Schnittstelle implementiert, die Kufer-Daten automatisch in TYPO3 integriert. Die Veranstaltungen und Veranstaltungsreihen werden dabei direkt indexiert, um sie optimal in der Suchfunktion und auf den Websites darstellen zu können.
Für den Veranstaltungskalender wurde die Listung und Filterung mithilfe der TYPO3-Erweiterung für den Such-Server Solr umgesetzt. Nutzer*innen können Veranstaltungen gezielt durchsuchen, nach Kategorien oder Terminen filtern und sich in der Detailansicht der Termine alle relevanten Informationen anzeigen lassen. Ein zusätzlicher Komfort: Termine können per Klick direkt in den persönlichen Kalender übernommen werden.
Benutzerfreundliches Bestellsystem für Formulare
Mit rund 380 Webauftritten haben die Redaktionen der einzelnen Multi-Sites sehr unterschiedliche Anforderungen an Formulare. Um diesen Bedarf effizient zu decken, wurde die TYPO3-Core-Extension „form“ erweitert, sodass Formulare eindeutig identifiziert werden können.
Redakteur*innen haben Zugriff auf einen Pool von etwa 80 vorgefertigten Formularen und können diese bei Bedarf für ihren Webauftritt bestellen. Die zentrale Web-Redaktion des Bistums Limburg prüft den Bedarf, passt die Formulare an, prüft diese auf Datenschutzvorgaben und gibt die Bestellung frei, bevor das individuelle Formular in den jeweiligen Webauftritt integriert wird. Die Besteller der Formulare können dann die integrierten Formulare in einem Abnahme- und Freigabeprozess testen, bevor diese in den Produktivbetrieb übernommen werden. Dieses System sorgt für eine strukturierte und unkomplizierte Bereitstellung passender Formulare.
Cookieless Tracking mit Matomo
Für das Website-Tracking setzt das Bistum Limburg auf das DSGVO-konforme und cookielose Tracking mit Matomo.
Bereits jetzt überzeugt das neue TYPO3-System durch deutlich schnellere Ladezeiten, eine verbesserte Barrierefreiheit und einen reduzierten Ressourcenbedarf. Die neuen TYPO3-Websites sind dadurch nicht nur leistungsstärker, sondern auch benutzerfreundlicher und zukunftssicher gestaltet. Nach der erfolgreichen Schulung der rund 500 Redakteur*innen werden ab November 2024 sukzessive weitere TYPO3-Multi-Sites online gestellt.
Bistum Limburg
Das Bistum Limburg ist eine römisch-katholische Diözese in Deutschland, die 1827 gegründet wurde und ihren Sitz in der hessischen Stadt Limburg an der Lahn hat. Es umfasst Teile der Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz und ist Teil der Kirchenprovinz Köln. Mit rund 600.000 Katholiken ist das Bistum für eine vielfältige kirchliche Arbeit in urbanen und ländlichen Regionen zuständig.