Magento vs. Mage-OS vs. Adobe Commerce

Magento - die Historie

Magento, Mage-OS und Adobe Commerce teilen sich alle denselben Ursprung. In 2007 wurde der Markt primär durch die bereits vorhandenen Shop-Systeme wie XT-Commerce, als Fork und potenzieller Nachfolgern von OSCommerce gestartet, Zen Cart, PrestaShop und auch Shopify geprägt.

Unter der Leitung von Roy Rubin, dem Gründer von Varien, und mit der maßgeblichen Beteiligung von Yoav Kutner, wurde Magento mit dem Ziel entwickelt, eine flexible, skalierbare und benutzerfreundliche Lösung für Online-Händler anzubieten.

Mit einer ersten öffentlichen Beta-Version zeigte im März 2008 jedoch die kleine, aber innovative Softwareschmiede Varien eine interessant und vollständig neuen Ansatz. Selbst Enterprise-Funktionen wie Multistore-Fähigkeit, APIs und Import- und Export-Standards waren out-of-the-box für jeden sofort und kostenfrei als Open-Source-Lösung verfügbar. 

Der Erfolg von Magento unter Varien war nicht nur ein Meilenstein in der Geschichte des E-Commerce, sondern auch ein Beweis für die Kraft von Open-Source-Software und Community-getriebener Entwicklung. Magento etablierte sich als eine Plattform, die nicht nur leistungsfähige Tools für Händler bereitstellte, sondern auch eine lebendige Gemeinschaft von Entwicklern und Nutzern förderte, die zur ständigen Verbesserung und Erweiterung der Plattform beitrugen.

Magento - die Übernahmen

Die Geschichte von Magento ist geprägt von mehreren bedeutenden Firmen- bzw. Markenübernahmen für die Marke “Magento”, die die Entwicklung und Ausrichtung der Plattform wesentlich beeinflusst haben. Diese Übernahmen spiegeln nicht nur den wachsenden Wert von Magento im E-Commerce-Bereich wider, sondern auch die sich verändernden Trends in der Technologie- und Geschäftswelt.

eBay (2011 - 2015) - Die erste wesentliche Übernahme von Magento

Der erste große Wendepunkt in der Geschichte von Magento war die Übernahme durch eBay im Jahr 2011. eBay erwarb zunächst einen Anteil von 49% an Magento, bevor es die Plattform vollständig übernahm. Diese Akquisition war Teil von eBays Strategie, seine eCommerce- und Online-Zahlungsplattformen, im Besonderen PayPal, zu stärken. Unter eBay erhielt Magento zusätzliche Ressourcen und Unterstützung, um die Plattform weiterzuentwickeln. Allerdings führte diese Übernahme auch zu ersten Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit und der Open-Source-Philosophie von Magento. 

Zeitweise teilten sich sogar Mitarbeiter von PayPal und Magento Sales eigene Büros in Berlin. eBay unternahme erste Versuche Magento als Enterprise-Produkt bei diversen Digital-Agenturen zu platzieren, um so das damals neu gestartete Agentur-Partnerprogramm mit Leads zu versorgen. Zu diesem Zeitpunkt wurde web-vision, als Magento Agentur, Bronze Partner von Magento. Im Hinblick auf das Magento Backend, wurden die Zahlarten von PayPal bereits nativ in den Magento Core integriert.

Permira (2015 - 2018 ) - Abspaltung und Gründung von Magento Inc.

Im Jahr 2015, als Teil einer umfassenden Umstrukturierung, trennte sich eBay von Magento als ein Teil von eBay Enterprise. Das Private Equity Unternehmen Permira übernahm damit auch Magento.  Zu diesem Zeitpunkt war Magento Commerce die Nummer 1 unter den Internet Retailer Top 100.000, den B2B 300 und den Top 500 Guides für Europa und Lateinamerika.

Magento wurde als unabhängiges Unternehmen Magento Inc. neu gegründet. Diese Abspaltung wurde von der Magento-Community positiv aufgenommen, da sie die Rückkehr zu einer stärkeren Community-Orientierung und einer Fokussierung auf Open-Source-Entwicklung bedeutete.

Adobe (2018 bis heute) - Es muss ein neuer Name für Magento her

Die nächste bedeutende Übernahme erfolgte im Jahr 2018, als Adobe Magento für etwa 1,68 Milliarden US-Dollar kaufte. Diese Akquisition war ein strategischer Schritt von Adobe, um sein Portfolio im Bereich des digitalen Marketings und der E-Commerce-Lösungen zu erweitern, da zu diesem Zeitpunkt Adobe über quasi keine onlinefähigen Produkte verfügte und auch keine Antwort auf oder Produkte für den bestehenden E-Commerce Boom hatte.

Mit Magento konnte Adobe sein Angebot um eine führende E-Commerce-Plattform erweitern, die sich nahtlos in sein bestehendes Angebot an neuen Cloud-Diensten und Marketing-Tools integrieren ließ. Die Übernahme durch Adobe brachte neue Ressourcen und Möglichkeiten für Magento, führte jedoch auch zu Fragen bezüglich der zukünftigen Ausrichtung und der Open-Source-Verpflichtungen der Plattform. 

Als Bruch zwischen der international starken Community rund um Magento Open-Source, zeigte sich der Versuch von Adobe den Markennamen von Magento in Adobe Commerce zu ändern. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Tausende von Agenturen, Entwickler und Dienstleistern ihre Angebote, Extensions, Themes und vieles mehr immer am Markennamen Magento oder mit dem Spitznamen “Mage” angeboten. 

Die Magento Community empfand den Marketing-Stunt von Adobe schlichtweg als Zumutung und Bedrohung ihrer Geschäftsmodelle, welches seitens Adobe in der Eliminierung der populären Ladingpage magento.com gipfelte. Dort war fortan schlichtweg der Name Magento nicht mehr existent, obwohl die Code-Basis von Magento weiter als Open-Source-Lösung auf GitHub verfügbar war und ist.

Dass dies vielleicht nicht die beste Idee war, hätte Adobe eigentlich absehen können, da es zum Zeitpunkt der Änderungen bereits andere prominente Open-Source-Projekte gab, die ähnliches durchlaufen hatten und damit erfolgreich “in den Sand” gesetzt hatten. Exemplarisch ist die Übernamen von MySQL durch Oracle genannt, welches in der kompatiblen MariaDB gemündet war oder auch Elasticsearch, welches nach dem Engagement von Amazon, ebenfalls als Open-Source-Suchengine OpenSearch geforkt wurde.

Mage-OS der Community-Fork für Magento

Im September 2021 formierte sich eine kleine aber prominente Gruppe aus der Magento Community und veröffentlichte den Open-Letter “The Future of Magento”, in dem sie ihre Bedenken bezüglich der Aktionen von Adobe zum Ausdruck brachten. Dieser Open-Letter wurde von insgesamt 1.641 Community Mitgliedern unterzeichnet. 

Rückblickend betrachtet kann dies als Geburtsstunde von Mage-OS betrachtet werden, welches inzwischen als eigener, Open-Source-Community Fork von Magento 2 betrachtet werden kann und kompatibel zu Magento 2 ist. 

In der Zwischenzeit konnte die durch Adobe finanzierte und gesteuerte Magento Association, im Dezember 2022 den ehemaligen CEO der TYPO3 GmbH Matthias Schreiber als Executive Director gewinnen. Matthias Schreiber versucht seit November 2023 die Gemeinsamkeiten von Mage-OS und der Magento Association zu vereinen und die Zusammenarbeit in diversen Community-Projekten zu koordinieren. 

Mage-OS hat sich inzwischen von einer reinen Community Projekt zur Mage-OS Association transformiert. Die Mage-OS Association und TYPO3 Association haben inzwischen Kontakt zueinander aufgenommen und stehen im regen Erfahrungsaustausch, begleitet durch den web-vision Geschäftsführer und TYPO3 Association Vize Präsident Boris Hinzer. 

Magento vs. Mage-OS vs. AdobeCommerce - ein Zwischenfazit

Aktuell bestehen Magento als Open-Source-Projekt, Mage-OS als kompatible Community Fork von Magento und Adobe Commerce als kommerzieller Ableger von Adobe und alle Systeme sind weitestgehend kompatible zueinander, können damit teilweise dieselben oder ähnliche Entwicklungen nutzen. 

Magento - Vorteile und Nachteile

Vorteile:

  • Hohe Flexibilität: Magento ist bekannt für seine hohe Anpassbarkeit und Flexibilität. Es ermöglicht Händlern, ihre Online-Shops nach ihren spezifischen Bedürfnissen zu gestalten und zu erweitern. 
  • Große Community: Mit einer umfangreichen Community von Entwicklern, Agenturen und Usern bietet Magento eine Fülle von Ressourcen, Extensions, Erweiterungen, Themes und Unterstützung für die Entwicklung und den Support eines Online-Shops an. Die Weiterentwicklung von Magento wird primär durch die Open-Source Community geleistet.
  • Funktionsreich: Magento bietet eine breite Palette von Funktionen, einschließlich fortschrittlicher SEO-Einstellungen, Marketing-Tools und umfangreicher Katalogverwaltungsoptionen. Funktionen, die nicht direkt mit dem Basissystem von Magento erreichbar sind, sind häufig als Extensions oder Module verfügbar. So ist etwa eine vollautomatische Übersetzung mittels DeepL für Magento von der Marke Extendware verfügbar.

 

Nachteile:

  • Ressourcenintensiv: Magento kann ressourcenintensiv sein, was leistungsfähige Hosting-Lösungen erfordert, um optimale Geschwindigkeit und Leistung zu gewährleisten. Des Weiteren sollte der Magento Dienstleister und auch Hoster diese beherrschen. 
  • Kosten: Obwohl die Community Edition kostenlos ist, können die Kosten für zusätzliche Erweiterungen oder Anpassungen hoch sein, dies hängt aber letztendlich von den Anforderungen und Wünschen des Online-Shop-Betreibers an. Grundsätzlich sollten Shop-Betreiber darauf achten, dass effiziente und modernen Theme Ansätze wie Hyvä genutzt werden. So lassen sich aufwendige Entwicklungen und Optimierung für bessere Ladezeiten oder zur Erreichung der Google Core Web Vitals vermeiden. 
  • Komplexität: Die Komplexität von Magento kann für Anfänger überwältigend sein. Die Einrichtung und Verwaltung eines Magento-Shops erfordert technisches Know-how, welches man sich wahlweise bei Dienstleistern, Freelancern oder einer Magento Agentur wie web-vision holen kann. 

Adobe Commerce - Vorteile und Nachteile

Adobe Commerce ist die Premium-Version von Magento, die direkt von Adobe auf Preisanfrage angeboten wird.

Vorteile:

  • Enterprise-Level-Funktionen: Adobe Commerce bietet erweiterte Funktionen, die speziell für Unternehmen entwickelt wurden, einschließlich besserer Performance, Skalierbarkeit und Sicherheit.
  • Integration mit Adobe-Produkten: Als Teil des Adobe-Ökosystems bietet Adobe Commerce nahtlose Integrationen mit anderen Adobe-Produkten wie Analytics, Marketing Cloud, Adobe Stockphotos usw.
  • Professionelle Unterstützung: Adobe bietet professionelle Unterstützung und Beratung, was für große Unternehmen von Vorteil sein kann. Wenn man also Service-Level-Agreement direkt vom Hersteller, statt von einem Dienstleister oder einer Agentur, benötigt, ist man mit Adobe Commerce gut aufgehoben.

Nachteile:

  • Höhere Kosten: Adobe Commerce ist deutlich teurer als Magento Open Source, was es für kleinere Unternehmen weniger zugänglich macht. Auch Erweiterungen wie beispielsweise Dritt-Extensions sind in der Regel teurer als für Magento Open-Source, da die Entwickler die Test-Infrastruktur, das Adobe Marketplace Prozedere und auch entsprechende Code-Tests für die geringer verbreitete Adobe Commerce Plattform bereithalten müssen. 
  • Komplexität: Wie Magento kann auch Adobe Commerce komplex in der Einrichtung und Verwaltung sein. Da für die Betreuung und Erweiterung nur Adobe Commerce Partner ausgewählt werden sollten, verringert sich im Gegensatz zu Magento die Anzahl der Dienstleister. web-vision, als Adobe Commerce Bronze Partner, liefert jedoch auch für Adobe Commerce optimierte Dienstleistungen an.
  • Ressourcenintensiv: Ähnlich wie Magento erfordert Adobe Commerce leistungsstarke Server und Optimierung für optimale Leistung.
  • Geringere Verbreitung und weniger Entwicklung: Nahezu sämtliche Entwicklungen für Adobe Commerce finden Ihren Ursprung in der Magento Open-Source Version. Nur selten werden Enterprise Features zurück auf Magento Open-Source portiert. Aufgrund der geringeren Verbreitung sind gerade Drittextension teurer und weniger häufig verfügbar.

Mage-OS - Vorteile und Nachteile

Mage-OS ist ein Entwicklungs-Ableger (Fork) von Magento, der nach der Übernahme von Magento durch Adobe entstanden ist und als Open-Source auf GitHub verfügbar ist.

Vorteile:

  • 100 % Open-Source: Mage-OS bleibt eine vollständig offene Plattform, was bedeutet, dass Benutzer die Freiheit haben, den Code nach ihren Bedürfnissen anzupassen. Da der Code-Ursprung bei Magento Open-Source liegt, können nahezu alle Entwicklungen für Magento auch für Mage-OS genutzt werden.
  • 100 % Community-Driven: Die Entwicklung von Mage-OS wird von einer engagierten Community vorangetrieben, die sich auf die Bedürfnisse der Nutzer konzentriert. Da die Schnittmenge zwischen Magento Community und Mage-OS groß ist, is zu erwarten, dass viele Magento Contributoren auch für Mage-OS sich engagieren werden.
  • Kontinuierliche Updates: Mage-OS verspricht regelmäßige Updates und Verbesserungen, die auf Feedback und Anforderungen der Community basieren.

Nachteile:

  • Jüngere Community: Im Vergleich zu Magento ist die Community um Mage-OS jünger, was zu weniger verfügbaren Ressourcen und Unterstützung führen kann. Es muss sich noch zeigen, ob die aktuellen Initiativen für eine Mage-OS Association (ähnlich der TYPO3 Association) und das avisierte Zusammenarbeiten mit der Magento Association Früchte tragen. 
  • Unsicherheit: Als neuerer Player auf dem Markt besteht eine gewisse Unsicherheit bezüglich der langfristigen Stabilität und Unterstützung von Mage-OS. Die Mage-OS Association wird sich in den nächsten Monaten und Jahren engagieren müssen, um die breite Zustimmung aus der Magento Community in die Mage-OS Community zu transportieren, die finanziellen Grundlagen über die Member-Status zu erzeugen und damit eine Grundlage für die Weiterentwicklung von Mage-OS zu schaffen.  
  • Mögliche Kompatibilitätsprobleme: Es können Kompatibilitätsprobleme mit einigen Magento-Erweiterungen und -Tools auftreten, sofern der Code von Mage-OS sich immer weiter von Magento Open-Source entwickelt. Hier ist die Mage-OS Community gefordert zwischen Kompatibilität und Funktionen abzuwägen oder eventuelle Migrationspfade anzubieten. 

Magento oder Mage-OS oder Adobe Commerce - Fazit

Die Wahl zwischen Magento, Mage-OS und Adobe Commerce hängt stark von den spezifischen Bedürfnissen und Ressourcen eines Unternehmens ab. Magento bietet eine flexible und funktionsreiche Plattform, ist aber komplex und ressourcenintensiv. 

Mage-OS bietet eine Community-getriebene Alternative mit dem Schwerpunkt auf Offenheit und Anpassbarkeit, steht aber noch am Anfang seiner Entwicklung. 

Adobe Commerce hingegen ist ideal für große Unternehmen, die eine robuste, skalierbare Lösung mit professioneller Unterstützung benötigen, allerdings zu höheren Kosten.

Egal für welche Plattform Sie sich als Shop-Betreiber entscheiden, web-vision unterstützt Sie als Magento Agentur, als Service Provider für Mage OS oder Adobe Commerce Solution Partner


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